Einiges über den „Gotha“ zum Nutzen von Heeres- und Ordenskundlern

Angesichts des Porträts oder der Fotografie einer uniformierten und mit Orden geschmückten Persönlichkeit werden jedem an Heeres- oder Ordenskunde Interessierten fast automatisch Fragen kommen wie: Welche Zeit? Welche Armee? Welcher Dienstgrad? Welche Orden in welcher Klasse?
In der Regel werden sich Antworten auf Grund eigener Basiskenntnisse oder unter Zuhilfenahme eines der bekannten Uniform- oder Ordenshandbücher ohne allzu große Probleme finden. Ist der Name des Dargestellten nicht bekannt, ergibt sich sofort als Folgefrage: kann man den Dargestellten auf Grund der gewonnenen Erkenntnisse namentlich identifizieren? Dieses stets reizvolle Unterfangen ist nun doch erheblich schwieriger und gelingt nur durch intensive Suchaktionen in den verschiedensten Quellenwerken wie Ordenslisten, Ranglisten, Staatsanzeiger, Militär-Wochenblatt u.a.

Ist die Suche erfolgreich, der Dekorierte namentlich erkannt, wird es nun meist interessieren mehr über die persönlichen Familienverhältnisse wie Lebensdaten, Eltern, Heirat, Nachkommen u.a. zu erfahren. Hier ist nun „der Gotha“ ein sehr wichtiges Nachschlagewerk, natürlich nur, wenn es sich um eine dem Adel angehörende Persönlichkeit handelt, was in den vorangegangenen Jahrhunderten bei höhergestellten Militärs oder Staatsdienern, von denen sich Porträts erhalten haben, meist der Fall war. Wenn es sich um genealogische Fragen handelt, ist der Ausdruck „…da schaun wir mal im Gotha nach…“ schon fast zum geflügelten Wort geworden. Für den, welcher sich erstmals mit diesem genealogischen Standardwerk beschäftigt, ist zunächst kurz zu erklären, welche Angaben im „Gotha“ zu finden sind:
Das Werk erfasst alle Adelsfamilien in Bandreihen nach fürstlichen, gräflichen, freiherrlichen und untitulierten Häusern unterteilt und bringt jeweils: eine geschichtliche Einleitung mit einer Übersicht des Ursprungs und des Herkommens der adligen Familie, eine Beschreibung des Wappens, gefolgt von einer Auflistung aller Familienmitglieder, einschließlich der erwachsen Verstorbenen, innerhalb dreier Generationen; bei älteren Familien bis zu den Großeltern, sonst bis zum Diplomerwerber. Die Personaldaten enthalten, allerdings nur in späteren Jahrgängen, Angaben über den Besitz von Orden, worauf am Ende näher eingegangen wird.

Dieser klare Aufbau findet sich aber erst seit dem Jahre 1848, als die Freiherrliche Bandreihe aus der Taufe gehoben wurde. Zu diesem Zeitpunkt war „der Gotha“ aber schon über 80 Jahre alt. Seine geschichtliche Entwicklung ist vielseitig und interessant. Wir finden sie teils im Gotha selbst, wo sie bei Jubiläumsausgaben, so 1863 zum hundertsten und 1913 zum hundertfünfzigsten Jahrgang des Hofkalenders, von den jeweiligen Schriftleitern geschildert wurde, insbesondere aber im Werk „Die Gothaer Taschenbücher“ von Thomas Freiherrn von Fritsch (s. Quellen).

Das 18. Jhd., das Jahrhundert der Aufklärung, des Anstiegs des Lesens und Schreibens Kundiger, des wachsenden Interesses an Naturwissenschaften, an Geschichte, an Astronomie u.a., führte auf dem Büchermarkt zu einem hohen Angebot verschiedenartigster Kalender und Almanache, die in einer Mischung von Unterhaltung und Belehrung nicht zu schwere Abendkost boten, im übrigen teils durchaus von Niveau.

In diesem Rahmen erschien seit 1740 der „Neuverbesserte Gothaische Genealogische Schreibkalender“, der als Vorgänger des 1763 vom Verlag Johann Christian Dieterich herausgegebenen „Gothaischen Kalender“ gilt, wobei Herzog Friedrich III. von Sachsen-Gotha eine Anregung dazu gegeben haben soll. Von der 1765-Ausgabe an erschien er auch in Deutsch, was seine Verbreitung über die Hofkreise hinaus gefördert haben dürfte. Wie die Titelunterschrift „zum Nutzen und Vergnügen eingereicht für das Jahr 1865“ zeigt, mit vielseitiger informierender und unterhaltender Thematik. Immerhin waren etwa 30% der Genealogie, allerdings ausschließlich der Regierenden Häuser Europas gewidmet. Dieser genealogische Teil erwies sich als wichtiges Standbein, später als tragender Pfeiler und letzthin als Grundlage zum Aufbau eines Standardwerks der Genealogie des Deutschen Adels, das nunmehr mit kurzer Unterbrechung nach dem II. Weltkrieg bis auf den heutigen Tag auf eine kontinuierliche Herausgabe zurückblicken kann.
Ab 1775 wurde der Verlag von C.W. Ettlinger und ab 1885, zunächst in Pacht von Justus Perthes betrieben. Mit diesem Namen ist dann in fünf folgenden Generationen der „Gotha“ verbunden, der 1942 kriegsbedingt sein Erscheinen einstellen musste.

Nach Kriegsende enteignet, erfolgte eine Neugründung des Perthes Verlags in Darmstadt, allerdings mit der Entscheidung sich dem stets vorhandenen „zweiten Bein“ des Verlags, dem geographischen Fachbereich, zu widmen.
Die Herausgabe eines leicht abgewandelten Nachfolgewerks unter dem Namen „Genealogisches Handbuch des Adels“, erfolgte ab 1951 durch den Verlag Starke zunächst in Glücksburg dann in Limburg an der Lahn.
Nach dieser in groben Strichen gezeichneten Geschichte des Gotha zurück zu den ersten „zum Nutzen und Vergnügen“ gedachten Ausgaben des „Gotha“. Wie waren diese aufgebaut? Als Beispiel möge ein Überblick des Inhalts des Hofkalenders für das Jahr 1795 dienen: Sie beginnt mit einem Kalendarium, wobei jedem Monat ein „Monatskupfer“, das Ereignisse des vergangenen Jahres behandelt vorangestellt und kommentiert wird; so dem Monat März „der Tod Potemkins“, dem Monat Juli „Charlotte Corday vor Gericht“ und dem November „Prinzessin Elisabeth geht zum Tode“. Es folgen Kalender- und astronomische Daten, Jahreszeiten, Finsternisse, Bewegungen der verschiedenen Planeten u.a. interessant die Jahreszahl für die Erschaffung der Welt, die mit 5741 angegeben wird. Nach den Geburtstagen Herzoglich Sächsisch-Gothaischen Hauses und dessen Stammbaum kommt nun nach etwa 30 Seiten das dann, als Herzstück zu bezeichnende, „Genealogische Verzeichnis der jetzt vornehmsten hohen Personen in alphabetischer Reihenfolge“, das immerhin 106 Seiten umfasst. Weitere 114 Seiten dienen Aufsätzen entsprechend dem Untertitel „zum Nutzen und Vergnügen“ des Lesers, von beachtlichem Niveau auf den verschiedensten Fachgebieten, gefolgt von einem statistischen Teil mit Angaben der Einwohnerzahlen größerer Städte und deren Entfernung von Gotha; Fläche, Einkünfte und Kriegsmacht der verschiedenen Staaten u.a. Als Beispiel sei Preußen zitiert:

4.810 Quadratmeilen
7,6 Millionen Einwohner
28 Millionen Einkünfte
21.300 Mann Militärmacht.

Abschließend eine Chronik der Ereignisse der Jahre 1793/94 und weitere Aufsätze.
Die letzten 30 Seiten bilden Tabellenvordrucke für Gewinne und Verluste beim Spiel (!), welche ab der Ausgabe für 1796 entfallen. Bei einer Abmessung von 10,5/6,0 cm erreichen diese frühen bewusst als Taschenbuch gedachten Bände eine Stärke von 1 ½ – 2 cm.

In den ersten Jahrzehnten seines Bestehens entsprach der Aufbau des Hofkalenders dem vorgestellten Beispiel, wobei man hinsichtlich der Themenwahl bemüht war, den verschiedenartigsten Interessen zu dienen. Nach Fachgebieten unterteilt, findet sich in der Jubiläumsausgabe von 1863 eine Zusammenstellung sämtlicher bislang gebrachter Artikel. So aus der Geschichte „den Streit der Häuser Lancester und York um den englischen Thron“ im Jhd. 1817 und 1825 eine „Chronologische Übersicht der Verfassungsurkunden der europäischen und amerikanischen Staaten“; aus der Naturkunde „Physische Rechenkunst (Angabe der Zeit des Erwachens und zur Ruhegehens der Vögel)“ Jhg. 1780 und im
1815-ner „Einiges über Riesengeschöpfe der Urzeit“. Aus der Astronomie erhält man 1777 „Nachrichten über die am 2. Junius 1777 zu erwartende Erscheinung des Trabanten der Venus und seines Durchgangs durch die Sonnenscheibe“, aus der Erdkunde eine „Beschreibung des Berges und des Klosters Montserrat in Catalunien“ im Jhg. 1810. Auch der Feinschmecker wird im Jhg. 1790 mit einem „Verzeichnis einiger Leckereien und Näschereien nebst der Pariser Adresse“ bedient.

Im übrigen vorzüglich geschrieben – unter den Autoren befindet sich auch der berühmte Prof. Lichtenberg – und noch heute mit Interesse zu lesen.
Für den genealogischen Hauptteil brachte die napoleonische Zeit einige Probleme. Der Einfluss des „allmächtigen und gefürchteten Oberhaupts des neuen Kaiserreichs“ ging so weit, dass dieser, der erst Gründer und nicht Sprössling eines Geschlechts war, durchsetzte, auch bei den übrigen fürstlichen Häusern von der Darstellung von Geschlechterfolgen abzusehen. Dieses Wort verschwand bis zum Niedergang Bonapartes.

Eine Unterteilung der fürstlichen Häuser wurde nach den Freiheitskriegen notwendig. Viele einst souveräne fürstliche und gräfliche Häuser hatten schon durch den Reichsdeputationshauptschluss und dann durch den Wiener Kongress ihre Souveränität verloren und waren mediatisiert worden. So wurde nunmehr in getrennten Abteilungen unterschieden zwischen „den jetzt lebenden Souveränen und ihren Häusern“ und „mehreren anderen in Deutschland, Frankreich und Italien begüterten fürstlichen Häusern“. 1824 wurde dann noch eine dritte Abteilung geschaffen. Sie umfasste die gräflichen Häuser, welchen nach § 14 der Bundesakte und der Bundesbeschlüsse von 1825 und 1829 Ebenbürtigkeit zugesichert und das Prädikat „Erlaucht“ zugestanden wurde.

Somit brachte der Hofkalender die Geschlechter, die unter der Bezeichnung Hoher Deutscher Adel firmierten, und u.a. durch Ebenbürtigkeit gekennzeichnet waren, z. B. Leiningen, Pappenheim.
Nach 1815 entwickelte sich der Hofkalender in zunehmenden Maße aus einer Veröffentlichung „zum Nutzen und Vergnügen“ zu einem rein genealogischen und politischen Werk. Die unterhaltenden und informativen Artikel entfielen und seit 1824 wurde ein zweiter Teil unter dem Titel „Diplomatisches Jahrbuch“ aufgenommen.

Die Kombination Genealogie und Diplomatie erscheint durchaus sinnvoll. In der monarchischen Zeit gehörten gründliche Kenntnisse der Familienverhältnisse der Dynastien und deren enge Verfechtung zum Basiswissen eines Diplomaten, der zudem ohnehin meist selbst adliger Herkunft war.
Dieses „Diplomatische Jahrbuch“ stellte sich die Aufgabe, ein Bild der inneren Organisation der behandelten Staaten zu bringen, informierte über Grundgesetze und Verfassungen, nannte die Ministerien, Verwaltungsbehörden, Justiz und Kirchenbehörden, diplomatische Vertretungen der europäischen Staaten und deren personelle Besetzungen.
In einem statistischen Teil finden sich Angaben über Flächeninhalte, Einwohnerzahlen, Stand der Finanzen, Hauptergebnisse des internationalen Handelsverkehrs, insbesondere, was den Heereskundler interessieren wird, genaue Angabe über Stärke der Land- und Seemacht. Für die deutschen Staaten sind die einzelnen Bundeskontingente gebracht und in den Ausgaben nach der Reichsgründung ausführliche Statistiken über den Bestand der Streitkräfte der vier Königreiche, unterteilt nach Waffengattungen und Dienstgraden, ferner die jeweilige personelle Besetzung von Armeekorps und Divisionen. Den Abschluss des Dipl. Jahrbuchs bildet jeweils eine Chronik des vergangen Jahres.
Sein Umfang überflügelte schon bald den des genealogischen Teils; so enthält als Beispiel der 1891-Kalender 680 Seiten für den diplomatischen Teil, gegenüber 450 für den genealogischen.
Dieser prinzipielle Aufbau des Hofkalenders blieb bis zum Jahre 1926 unverändert, dann wurde das Diplomatische Jahrbuch zu einer selbständigen Reihe. Gegenüber der vielfältigen Illustration der bisherigen Ausgaben des Hofkalenders wird ihm ab der Ausgabe 1832 nur noch ein Porträt vorangestellt, welches eine fürstliche Person oder einen berühmten Staatsmann zeigt. Die 175. Jubiläumsausgabe (1938) bringt eine komplette Auflistung von 617 Porträts, die bislang im Hofkalender und im parallel dazu erscheinenden Almanach veröffentlicht worden waren. Als früheste finden sich 1793 das Bild Kaiser Franz II. und 1796 das Doppelporträt der Kronprinzessin Luise von Preußen und ihrer Schwester Friderike sowie des Feldmarschalls v. Möllendorf. Der Thronverlust verschiedener deutscher Fürsten nach dem 1866-Krieg und der aller durch die Revolution von 1918, führte zwar nicht zu einer Umgruppierung der Unterteilung der fürstlichen Häuser, jedoch zu einer Änderung der Überschrift der 1. Abteilung, in „Genealogie der regierenden Häuser und der im 19. und 20. Jhd. entthronten europäischen Fürstenhäuser“. In der 2. Abteilung verblieben die standesherrlichen und in der 3. Abt. die andern nicht souveränen fürstlichen Häuser Europas.

Bis 1939 erschien der Hofkalender unter seinem traditionellen Namen, die letzten Ausgaben bis 1942 dann unter dem Titel „Fürstliche Häuser“, wie dann auch bei der Neuausgabe nach 1952.
Der Hofkalender behandelte – wie gezeigt – in seinem genealogischen Teil stets nur die regierenden Häuser, fürstliche und gräfliche, dann wie gezeigt auch standesherrliche, also den als Hoher Adel, durch Ebenbürtigkeit gekennzeichneten, Kreis.

Insbesondere durch die Initiative des Sohnes von Justus Perthes, Wilhelm, der seit dem Tode des Vaters 1816 den Verlag leitete, entschloss man sich, nunmehr auch die Genealogien, der nicht regierenden, nicht ebenbürtigen gräflichen Häuser darzustellen, wozu er selbst im Geleitwort zum ersten Jahrgang schreibt (Zitat): „… da wir uns selbst im Besitze von schätzbaren Nachrichten über mehrere andere deutsche gräfliche Familien besessen zu haben, doch durch Ruhm und Ansehen sich auszeichnen, so haben wir solche, um die trotz der Sparsamkeit im Druck sehr angewachsene Bogenzahl des Almanach nicht über die Gebühr auszudehnen, einzeln unter dem Titel: „Genealogisches Taschenbuch der deutschen gräflichen Häuser“ bekannt gemacht…“. Während das erste „Bändchen“ von der neuen, stets grün gebundenen Reihe, nur 51 Familien vorstellte, finden sich in der 1870-er Ausgabe schon 834 Genealogien auf 1.316 Seiten behandelt. Wie beim Hofkalender war jedem Band ein Titelblatt mit Porträts, bekannter Angehöriger gräflicher Häuser – Generale, Minister, Gesandte u.a. – vorangestellt, welche in der Jubiläumsausgabe von 1925 aufgelistet sind.

Ursprünglich wurden alle Familienartikel jährlich wiederholt, ab 1926 dann nur alle zwei Jahre, wobei die geraden Jahrgänge (später mit A gekennzeichnet) den Uradel – Geschlechter die nachweislich vor 1400 dem ritterblütigen deutschen Adel angehörten – brachten, und ungerade (Kennzeichen B) den alten Adel und den Briefadel. Es war nur folgerichtig, nunmehr auch eine weitere Bandreihe für die freiherrlichen Häuser zu schaffen, die teils zu den ältesten deutschen Adelsfamilien zählten. Mit der Herausgabe dieser neuen Bandreihe, mit der 1847 unter der Redaktion des bekannten Genealogen und Heraldiker v. Kronenfels begonnen wurde, lag nunmehr, mit Hofkalender und gräflichen Taschenbuch, eine volle Übersicht des deutschen titulierten Adels vor. Wie Anfangs erwähnt, wurden im Vorwort dieser Bandreihe Grundsätze, nach der jede Familiengeschichte aufzubauen war, vorangestellt, die dann für das Gesamtwerk übernommen wurden. Die hohe Anzahl der zu bearbeitenden Familien – im 75. Jubiläumsband von 1925 waren es 2.227 – machte, trotz der Aufteilung in zwei Bände, für uradlige und briefadlige Häuser, schon 1871 eine Vergrößerung des Formats notwendig. Die Kriegsjahrgänge von 1915 bis 1920 brachten besondere Ehrentafeln für die gefallenen Mitglieder freiherrlicher Familien. Die Ehrentafeln aller Bandreihen wurden nach dem Kriege in einem Sonderband „Ehrentafel der Kriegsopfer des reichsdeutschen Adels“ zusammengefasst.

Von 1862 bis 1920 erfolgte eine Wiederholung der Familiengeschichten in zweijährigem Rhythmus, danach in einem vierjährigen.
Nicht ohne Grund vergingen über 50 Jahre bis sich der Perthes-Verlag zu einer Herausgabe einer vierten Bandreihe, die die adligen Häuser erfasste, womit die genealogische Erfassung des deutschen Adels abgerundet wäre, entschloss. Die Schwierigkeiten lagen zum einen in der für die damalige Zeit fast unübersehbaren Anzahl, in adelsrechtlichen Fragen und vor allem auch in der Problematik des aktenkundigen Nachweises, ohne den auch schon bei den vorangegangenen Bandreihen, keine Aufnahme erfolgte. Im 19. Jhd. waren bereits eine Reihe von Adels-Lexika und Jahrbüchern herausgegeben worden, die aber alle nicht befriedigen konnten. In den letzten Jahren des Jahrhunderts traf der Verlag mit dem Vorstand der Deutschen Adelsgenossenschaft eine Vereinbarung ein „Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Adligen Häuser“ erscheinen zu lassen, das auf den Vorarbeiten der Adelsgenossenschaft fußen und als Fortsetzung des Jahrbuchs des Deutschen Adels angesehen werden sollte.
Der erste Band erschien 1900 und brachte die Genealogie von rund 250 Geschlechtern des ältesten Adels (Uradlige Häuser – ab 1932 ersetzt durch: Adlige Häuser A), in den folgenden Bänden wurden bis 1942 mit rund 700 Geschlechtern nahezu der Gesamtbestand der ältesten deutschen Adelsfamilien erfasst. 1907 schloss sich die Reihe der briefadligen Häuser an, die naturgemäß laufender Ergänzung bedurfte und in den letzten Bänden etwa 3.000 Genealogien erfasste. Auch diese Bände zeigten als Titelblatt jeweils bekannte Persönlichkeiten aus dem Kreis der behandelten Familien.
Für die Arbeit mit den „alten Gothaausgaben“ – immerhin über 400 Bände bis 1942 – ist das erwähnte Werk von Thomas Frhr. von Fritsch „Die Gothaer Taschenbücher“ unverzichtbar, denn es bringt in seinem Registerteil, neben einer Bibliographie, ein Verzeichnis sämtlicher behandelten Adelsfamilien in alphabetischer Anordnung, mit der Angabe der Bandreihe und der Jahrgänge, in denen deren Genealogie erstmals und letztmals vorgestellt wird.

Wie erwähnt, übernahm nach dem Kriege der Starke Verlag zunächst in Glücksstadt dann in Limburg an der Lahn die Herausgabe des Nachfolgewerks des „Gotha“, nunmehr als rein genealogisches Werk, zunächst wie vor in vier Bandreihen, später durch ein Adelslexikon auf fünf erweitert.
Als erster Band der neuen Ausgabe erschien 1951 der 1. Jahrgang der „Fürstlichen Häuser“, wobei die Unterteilung in drei Abteilungen beibehalten wurde, also:

I. Regierende und im 19. und 20. Jhd. Entthronte.
II. Standesherrliche Häuser.
III. Andere nicht souveräne Fürstenhäuser.

1952 folgte der erste Band der Gräflichen Häuser Teil A -Uradel- (grün gebunden) und der erste Freiherrnband, dem sich 1953 der erste Band der Adligen Häuser (in grauem Einband) anschloss. Ab 1972 erschienen die Bände des zusätzlichen Adelslexikons. Bis 1999 sind nunmehr 118 der laufend nummerierten Bände der fünf Reihen des Genealogischen Handbuchs des Adels herausgebracht worden.
Im Vorsatz jedes Bandes sind die bislang behandelten Geschlechter aufgelistet mit der Angabe in welchem Jahrgang das betreffende Geschlecht zuletzt enthalten ist, was das Zurechtfinden sehr erleichtert.

Abschließend einige Worte zur Frage ob und in welchem Umfang in den Personaldaten Angaben zum Besitz von Orden gemacht sind:
In den frühen Ausgaben des Hofkalenders finden sich keine. Erstmals finden sich im Hofkalender von 1891 Ordensangaben bei den Personaldaten, so z. B. Großfürst Friedrich von Baden mit dem Schwarzen Adler-Orden und dem Goldenen Flies. 1903 sind dann schon zusätzlich Hubertusorden, St. Andreasorden, Annunciatenorden, Elefanten-Orden, Seraphinorden genannt.
In der Jubiläumsausgabe von 1913 ist dann im Anhang den Orden ein spezielles Kapitel gewidmet und festgestellt (Zitat) „… im genealogischen Jahrbuch werden nur der „Souveräne Orden des heil. Johannes von Jerusalem“ (als souv. Malt. Ri-Orden), der niederl. Deutsche Ritterorden, der preuß. Johanniterorden, der bay. Ritterorden vom heil. Georg und vom heil. Hubertus, die bayer. Theresien- und St. Elisabethorden, der österr. Sternkreuzorden, der preuß. Schwarze Adlerorden, der dän. Elefantenorden, der engl. Hosenbandorden, der ital. Annunciatenorden, der österr. und spanische Orden vom GFlies, der russ. Andreasorden, der sächs. Rautenkranzorden, der schwed. Seraphinenorden, der Orden vom norweg. Löwen und der bulg. Orden der heil. Apostel Kyrill und Method…“.
(Zusatz: Soweit die Redaktion unterrichtet war).
Weder in den Weltkriegsausgaben noch in den der Nachkriegszeit erfolgt eine Erweiterung auf höhere Kriegsauszeichnungen, also weder pour le merite noch Großkreuz des Eisernen Kreuzes. So finden sich z. B. im Jahrgang 1930 für GFM v. Hindenburg nur Schwarzer Adlerorden und Johanniterorden.
Erst 1937 wird die Angabe weiterer Orden aufgenommen. So liest man in der Einleitung zum Jahrgang 1937 der Adligen Häuser (Zitat) „… von Orden nur solche, die den Adel zur Voraussetzung haben oder mit denen der Adel verbunden ist, z. B. Johanniter- oder Malteserorden bzw. Schwarzer Adlerorden; außerdem das Großkreuz des preuß. Eisernen Kreuzes, der preuß. Orden pour le merite, der bayer. Militär-Max-Joseph-Orden, der sächs. Militär-St.-Heinrich-Orden sowie der nationalsozialistische Blutorden. Im Jahrgang 1939 kommen noch dazu: die Ritter des hohenz. Hausordens m. Schw., Großkreuzinhaber des württ. Militär-Verdienst-Ordens, die Ritter des österr. Militär-Maria-Theresia-Ordens sowie die Inhaber des goldenen Parteiehrenzeichens der NSDAP. Im Jahrgang 1942 sind weiter zusätzlich die Ritter des offenbar vergessenen badischen Militär-Karl-Friedrich-Verdienstordens, und das bei Kriegsausbruch 1939 gestiftete Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes aufgenommen.
In der Neuausgabe 1951 ist bei Personenstand unter Punkt 5 festgestellt: „… von Orden im allgemeinen nur folgende: Die bayer. Ritterorden von St. Georg und von St. Hubertus, die bayer. Theresien- und Elisabeth-Orden, der bulgar. Orden des Heil. Kyrill und Method, der dän. Elefantenorden, der engl. Hosenbandorden , der ital. Annunciatenorden, der souveräne Orden des heil. Johannes von Jerusalem (als souv. Malt. RiO.) der Johanniterorden der Balley-Brandenburg, der engl. Johanniterorden von Jerusalem, der Konstantin-Orden von St. Georg, der niederländisch und österr. Deutsche Ritterorden, der österr. Sternkreuzorden, der österr. und span. Orden vom goldenen Flies, der österr. Militär-Maria-Theresien-Orden, das Großkreuz des norweg. St. Olav-Ordens und des rum. Ordens Carol I., der russ. St. Andreasorden, der schwed. Seraphinenorden, der preuß. Schwarze-Adler-Orden, der preuß. Orden pour le merite, der Kgl. Hausorden von Hohenzollern mit Schwertern, der bayer. Militär-Max-Joseph-Orden, der sächs. Orden der Rautenkrone, die Kommandeure des sächs. Militär-St. Heinrich-Ordens, die Großkreuzinhaber und Kommenture des württ. Militär-Verdienst-Ordens, die Ritter des bad. Militär-Carl-Friedrich-Verdienst-Ordens.
Wie zu sehen sind zwar die hohen Auszeichnungen des Ersten Weltkrieges beibehalten worden, nicht jedoch die des Zweiten.

Trotzdem finden sich in verschiedenen Ausgaben der Neuen Reihe, vermutlich auf ausdrücklichen Wunsch der Familien, das Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes und seine höheren Stufen vermerkt. Als Beispiel: für den GenLt. Helmuth v. Pannwitz das Ritterkreuz mit Eichenlaub und für den Oberstlt. Georg v. Boeselager das Ritterkreuz mit Eichenlaub und Schwertern.