Was in der Zeitung steht. Zur Wandzeitung des Wehrgeschichtlichen Museums Rastatt

Zur Darstellung des jeweiligen historischen Hintergrunds der Inszenierungen und Dokumentationen werden im 1999 neu eröffneten Teil der ständigen Ausstellung des Wehrgeschichtlichen Museums Wandzeitungen eingesetzt. Sie sind Teil der innovativen Konzeption der neugestalteten Räume im Südflügel des Rastatter Schlosses, über die von anderer Seite (u.a. Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 29. 10. 1999) schon eingehend berichtet worden ist. Bereits im Entwurf, den das Wehrgeschichtliche Museum zusammen mit den Ausstellungsgestaltern Weese & v. Jacobs im Jahr 1992 ausgearbeitet hatte, war geplant, eine Wandzeitung als historischen Orientierungsrahmen anzubieten; dieser sollte von den in der Ausstellung gezeigten militärgeschichtlichen Einzelthemen unabhängig sein und über zeitgenössische Ereignisse aus Politik, Wirtschaft, Technik, Kultur und Gesellschaft berichten. Von den derben und anmutlosen Bedürfnissen und Nöten, die bei der Herstellung der Wandzeitung im Umgang mit der Historie auftraten, handeln die folgenden Ausführungen.

Das Medium Wandzeitung eignet sich dazu, Informationen über ein bestimmtes Thema flächig angeordnet, übersichtlich und mit zusätzlichen visuellen Ergänzungen (Fotos, Grafiken etc.) – auch für einen längeren Zeitraum – „auszustellen“. Wandzeitungen lassen den Bearbeitern in der Art ihrer Ausgestaltung umfangreiche gestalterische Freiräume und bieten auf großem Format schnell einen Überblick über das behandelte Thema. Deshalb werden Wandzeitungen häufig in pädagogischen Veranstaltungen, für politische Agitation, an Informationsständen und bei Großveranstaltungen, aber auch im musealen Bereich eingesetzt. Hinsichtlich ihrer Funktion für die Präsentation werden Meinungs-, Ergebnis-, Ideen- und Informationswandzeitungen unterschieden, wobei zumeist die Letzteren im Museum zum Einsatz kommen. Der Begriff „Wandzeitung“ schließt dabei eine Fülle möglicher Gestaltungsformen ein (Kollagen, Handschriftliches, Puzzles, Plakatives etc.), ohne eine Fixierung auf zeitungstypische Formen im engeren Sinn. Die Gestaltung der Rastatter Wandzeitung in Zeitungsform unterscheidet sie von zahlreichen anderen Beispielen; sie darf daher als bewußt getroffene Entscheidung für eine mediale Darstellungsweise gelten, die den geschilderten historischen Zeiträumen und Sachverhalten als besonders angemessen erschien.

Für die praktische Umsetzung dieses Projekts war vorgesehen, die von einem Historiker verfaßten Texte durch eine Graphikerin „zeitungstypisch“ gestalten zu lassen. Geplant war neben der Verwendung zeitungstypischer Gestaltungsformen und Typographie auch der Einsatz von entsprechenden Bestandteilen wie Schlagzeile, Nachricht, Bild, Kommentar und Leserbrief.

Die Plazierung der Zeitung an den Wandflächen zwischen den Fenstern zum Ehrenhof des Schlosses war weitgehend von den Bedingungen des historischen Gebäudes (und den damit verbundenen denkmalpflegerischen und bautechnischen Voraussetzungen) bestimmt und hat sich in der Praxis durchaus bewährt.

Präzisierungen des Konzepts sowie erste Zwischenergebnisse wurden während der Herstellung von allen Beteiligten mit der Museumsleitung beraten. Dabei kamen verschiedene praktische Fragen und methodische Probleme zur Sprache, die im folgenden zusammen mit einigen grundsätzlichen Überlegungen vorgestellt werden sollen.

Historisierendes Zeitungskonstrukt versus „moderne“ Hintergrundinformation

Scheinbar nebensächliche Fragen wie die Auswahl der Schrifttypen oder die Festlegung auf einen Namen für die Zeitung führen zu einem zentralen Problem, das bei vergleichbaren Projekten in ähnlicher Weise zu erwarten ist: nämlich zur Entscheidung für oder gegen ein nachahmend historisierendes Konstrukt. Schon der Verzicht auf die Fraktur bringt zum Ausdruck, daß sich Museumsleitung und Bearbeiter auf eine Wandzeitung in Form eines zeitgemäß, d. h. nicht historisierend gestalteten Informationsmediums festlegten. Dieser Entscheidung liegt die Auffassung zugrunde, daß neben authentischen, historischen Realien der Ausstellung, zu denen auch historische Drucke gehören, für eine ahistorische Rekonstruktion kein Platz ist: Gerade die Authentizität der ausgestellten Uniformen, Waffen und Ausrüstungsgegenstände gehört zu den Ansprüchen, die an Ausstellungsobjekte eines militärgeschichtlichen Museums gestellt werden. Die redaktionellen, beschreibenden Informationen der Ausstellung sollten auch für den Laien ohne weiteres von den gezeigten Originalen unterscheidbar bleiben.

Für eine solche Einschätzung spricht außerdem der Umstand, daß historische Wandzeitungen z. B. aus der Zeit des Dritten Reichs, der DDR oder der 68er-Bewegungen immer häufiger Eingang in die Ausstellungen historischer Museen finden.
Eine aus heutiger Perspektive verfaßte Wandzeitung muß sich darüber hinaus ohnehin grundsätzlich von historischen Zeitungen des 19. Jahrhunderts, besonders denen der ersten Jahrhunderthälfte unterscheiden: neben sprachlichen und typographischen Besonderheiten der historischen Zeugnisse, die allein schon aus praktischen Gründen (unverhältnismäßig hoher Aufwand bei der Herstellung, Verständnisschwierigkeiten beim Museumsbesucher) nicht nachgeahmt werden sollten, betrifft dies vor allem die regionale und thematische Auswahl sowie die Beurteilung des Zeitgeschehens (Tendenz). Selbst eine weitgehend „gelungene“ Nachbildung dürfte deshalb kaum zweckmäßig sein.

Auf diesen Prämissen beruht die Entscheidung für eine „moderne“ Gestaltung und für eine heute gebräuchliche Schrift (Times) – zumal wie gesehen zu bedenken ist, daß nicht nur jüngere Besucher die älteren Schriften kaum mehr lesen können. Auch die Ausstattung mit Bildern folgt modernen Gepflogenheiten. Entsprechendes gilt für die Ablehnung historisierender Titelvorschläge wie „Rastatter Bote“, „Historischer Anzeiger“ u. ä. Statt dessen verdeutlicht der unspektakuläre Titel „Aus dem Zeitgeschehen“ als sachlich-programmatische Bezeichnung die Zielsetzung des Mediums, wobei auch Benennungen in sehr expliziter Form wie etwa „Museumszeitung“ oder „Wandzeitung“ diskutiert wurden. Mithilfe solcher Namen kann außerdem die Abgrenzung zu realen Zeitungen der Gegenwart verdeutlicht werden.

Vergegenwärtigung der Vergangenheit: Nebeneinander des Nacheinander

Während eine Tageszeitung in der Regel Ereignisse eines Tages und allenfalls der unmittelbaren Vortage meldet und kommentiert, blicken andere Periodika auf eine Woche, einen Monat oder einen anderen längeren Zeitraum zurück. Im 19. Jahrhundert, der Epoche, die im Mittelpunkt der erweiterten Rastatter Ausstellung steht, kam es zu großen Veränderungen der publizistischen Angebote. Die zunehmende Regelmäßigkeit und höhere Erscheinungsfrequenz der Publikationen, z. B. der beliebten Bilderbogen, resultierte im 19. Jahrhundert in erster Linie aus den ökonomischen Bedingungen der großen Betriebe industriellen Charakters. Während der ersten Jahrhunderthälfte erschienen etwa „die groß- und mittelständischen Blätter meist zwei- manchmal auch dreimal pro Tag“ („formale Aktualität“). Wie soll jedoch die Wandzeitung eines historischen Museums im Hinblick auf den Berichtszeitraum angelegt werden? Und welche weiteren inhaltlichen Folgen ergeben sich aus einer entsprechenden Festlegung?

Da die Wandzeitung als komplementäres Medium zu den übrigen Teilen der Ausstellung vorgesehen ist, bietet es sich an, den Berichtszeitraum der Zeitung parallel zur Chronologie der Inszenierung und Dokumentation in den jeweiligen Räumen zu wählen. Daß hinter den thematischen Schwerpunkten der Rastatter Ausstellung eine chronologische Anlage steht, kommt diesem Ansatz entgegen; so kann die in einem Ausstellungbereich behandelte Epoche jeweils in einer damit korrespondierenden Ausgabe der Zeitung zum selben Zeitraum thematisiert werden.

Dabei ist zu bedenken, daß für die Wandzeitung nutzbare Flächen nur in eingeschränktem Umfang zur Verfügung stehen; daher ist auch die Zahl der Wandzeitungen entsprechend begrenzt. Angesichts dieser Situation und angesichts des vergleichsweise umfangreichen Gesamtberichtszeitraums (von 1805 bis 1914) müssen auf einer Zeitungsseite Nachrichten mehrerer Jahre zusammengetragen werden. Häufig werden sogar Zeiträume von einem Jahrzehnt und mehr auf engstem Raum behandelt; dieses Vorgehen führt zwangsläufig zu Schwierigkeiten: Z. B. suggerieren entsprechende Zeitungsseiten eine scheinbare „Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen“; d. h. die Seh- und Lesegewohnheiten der Betrachter verführen gerade bei oberflächlicher Lektüre dazu, im Nebeneinander des eigentlich nacheinander Geschehenen die historisch-chronologische Dimension zu übersehen. Zweitens ergibt sich für die Herstellung der Zeitungsseiten das praktische Problem der Anordnung von Meldungen verschiedener Jahre auf einer Zeitungsseite. Während dem ersten Problem durch eine eindeutige Datierung der Berichte und den entsprechenden Hinweis im Zeitungskopf („Aus dem Zeitgeschehen der Jahre von … bis …“) begegnet werden kann, bietet sich für die Anordnung der Einzelnachrichten eine Plazierung nach den üblichen Lesegewohnheiten (von links nach rechts und oben nach unten) in chronologischer Reihenfolge an. Daß die Schwierigkeiten damit nicht vollends beseitigt sind ist sowohl dem Bearbeiter als auch der Museumsleitung bewußt.

Außer dem beschriebenen Verfahren wären auch grundsätzlich andere Vorgehensweisen und Auswahlkriterien denkbar, etwa eine Konzentration auf Zeitungsartikel, die (auch ohne engen chronologischen Zusammenhang) inhaltlich mit dem Schwerpunktthema des jeweiligen Raumes korrespondieren oder das punktuelle Herausgreifen eines bestimmten Tages, der das Raumthema inhaltlich oder chronologisch sinnvoll ergänzen.

Ein anderes Chronologieproblem zeigt sich bei der Anlage der einzelnen Zeitungsmeldungen: Sie werden ähnlich wie bei modernen Presseerzeugnissen mittels Schlagzeile und Überschrift räumlich und zeitlich verortet z. B. „(Eisenach, 18. Oktober 1817)“. Demnach müssen Handlungsstränge und Konsequenzen, die danach folgten (hier nach dem 18. Oktober), im entsprechenden Beitrag für die Wandzeitung ausgespart werden; auch eine explizite Einordnung bzw. Bewertung des Ereignisses vor dem Hintergrund unserer heutigen Kenntnis der weiteren historischen Entwicklung wäre als anachronistisch abzulehnen. Vergleichbares gilt für Bezeichnungen von Personen (auch Orten oder Ereignissen) mit Namen, die ihnen erst in späterer Zeit oder postum zugeordnet wurden, etwa für die Zählung von gleichnamigen Fürsten, wie für Wilhelm I., zu dessen Lebzeiten Wilhelm II. nicht zwangsläufig antizipiert wurde (oder für das vergleichbare Beispiel des I. Weltkriegs).

Das Bemühen, die Rastatter Wandzeitung auch in dieser Hinsicht chronologisch stimmig anzulegen, führte allerdings dazu, daß mancher erwähnenswerte Zusammenhang nicht an der zu erwarteten Stelle angesprochen werden konnte. Da besonders aus historischer Perspektive jeder Vorfall in seinen zeitlichen, kausalen und zahlreichen weiteren Zusammenhängen mit Vorherigem, Gleichzeitigem und Nachfolgendem zu sehen ist, wurde bei vielen Artikeln der Wandzeitung ein Kulminationspunkt gewählt, von dem aus zumindest Seitenblicke auf Gleichzeitiges und Rückblicke auf Vorheriges möglich waren.

In diesem Zusammenhang sei beiläufig auf eine Beobachtung zur historiographischen Praxis im Hinblick auf Datierungs- und Chronologiefragen hingewiesen: So wurde die Auswertung relevanter Literatur für die Ausarbeitung der Wandzeitungstexte z. T. dadurch erschwert, daß sich sowohl die wissenschaftliche Sekundärliteratur als auch einschlägige Handbücher und Lexika bei der Datierung durch ein gewisses Desinteresse an präzisen Tagesdaten „auszeichnen“. Denn bei Darstellungen von Ereignissen im Kontext ihrer Ursachen und Folgen, wie sie nicht nur in einem historischen Museum von Belang sind, tragen Angaben mit bloßen Jahresdaten nicht besonders zum Verständnis aufeinanderfolgenden geschichtlichen Geschehens bei.

Mag auch die Abneigung gegenüber positivistischer Geschichtsschreibung noch so verständlich sein, mögen auch die von Lehrergenerationen angebeteten „Daten und Fakten“ in ihrer verabsolutierten Form zurecht abgelehnt werden, so bedarf doch die zusammenfassende Darstellung, gerade wenn sie gegenüber dem überkommenen Geschichtsverständnis andere Schwerpunkte setzen will, einer kritischen Genauigkeit. Das verlangt in chronologischer Hinsicht nichts anderes als eine möglichst überprüfte und überprüfbare Präzision. Wo seriöse Darstellungen in dieser Hinsicht Fragen offenlassen, müssen die von wissenschaftlicher Seite verschmähten populären Datensammlungen, „Chronik“-Produkte und ähnliche Publikationen aushelfen. Deren Benutzung verlangt allerdings in jedem Fall eine kritische Überprüfung der angegebenen Daten (zum Teil auch des Inhalts) , sie dienen daher zu kaum mehr als einem ersten Anhaltspunkt.

Zusammenhänge, Beziehungen, Querverbindungen

In Abweichung von den ursprünglichen Planungen, die auf die völlige thematische Unabhängigkeit der Wandzeitung von den militärgeschichtlichen Gegenständen der übrigen Präsentationen, Inszenierungen und Dokumentationsformen der Ausstellung Wert legten, entschieden sich die Beteiligten im Verlauf des Projekts, doch einzelne Nachrichten aus dem militärischen Bereich in die Zeitung aufzunehmen. Dadurch werden immer wieder Zusammenhänge zwischen den einzelnen Ausstellungsmedien hergestellt, die Wandzeitung „schwebt“ nicht im „luftleeren Raum“. Außerdem wäre ein Auslassen von zentralen militärischen Meldungen bzw. Kriegsnachrichten (wie z. B. zum Krimkrieg oder I. Weltkrieg) vor dem Hintergrund des bewußt gewählten Zeitungskonzepts kaum zu vertreten. Allerdings wurde (wegen der faktischen Undurchführbarkeit) von vornherein kein Anspruch darauf erhoben, möglichst alle „wichtigen“ Meldungen aus den verschiedenen gesellschaftlichen Gebieten in der Zeitung zu berücksichtigen.

Bei anderen Meldungen wurden Bezüge zwischen Militärgeschichte und Kultur-, Technik- oder Sozialgeschichte bewußt hervorgehoben: Dies ist etwa bei Nachrichten über die Säkularisation der Fall, wenn mit St. Blasien, ein Kloster behandelt wird, das danach u. a. als Gewehrfabrik diente. Andere Beispiele sind Verbindungen zwischen technischen Erfindungen, ihrer zivilen Anwendung und ihrer militärischen Relevanz, u. a. die Dampfschiffahrt auf dem Bodensee – die Rolle der Dampfschiffe im Krimkrieg – die Flottenfrage im Kontext der Militarisierung der Gesellschaft vor dem I. Weltkrieg mit Bezügen bis hin zu modischen Fragen wie den beliebten Matrosenanzügen und weiteren verwandten Themen.

Daneben spielen Zusammenhänge innerhalb der Wandzeitung eine gewisse Rolle, so etwa wenn Handlungen bestimmter zentraler Persönlichkeiten (z. B. solche Napoleons oder Bismarcks) und Ereignisse aus ihrem Leben die verschiedenen Zeitungsseiten wie ein roter Faden durchziehen; in manchen Bereichen der Ausstellung schien es geboten, thematische Schwerpunkte auch in der Wandzeitung zu betonen, wie etwa für die Jahre 1905 bis 1912 die Flottenfrage.

Diese Beispiele mögen verdeutlichen, daß hinter den scheinbar bunt zusammengewürfelten Nachrichten der Versuch steht, ohne erhobenen Zeigefinger und ohne explizite Hinweise sachliche, personelle und andere Zusammenhänge anzudeuten, Querverbindungen herzustellen und entsprechende Assoziationen beim Besucher zu ermöglichen.

Abbildung und Illustration: von der Auswahl bis zum Copyright

Eine Stärke von Wandzeitungen besteht darin, daß ihre Inhalte nicht nur in Textform vermittelt, sondern außerdem mit „Bildern, Skizzen, Fotos und Karikaturen arrangiert“ werden können. Bei der zeitungstypischen Gestaltung der Wandzeitung bietet sich eine entsprechende Ausstattung an, die insbesondere Graphik, Fotografien und Karikaturen einschließt. Die Verwendung von zwei bis drei Abbildungen pro Zeitungsseite orientiert sich dabei weder an den wenig bebilderten historischen Tageszeitungen noch an besonders reich illustrierten Formen wie den weitverbreiteten Bilderbögen. Vielmehr richtete sich das Vorgehen auch hier eher nach heutigem Gebrauch. Bei der Auswahl der Bilder wurden die folgenden Kriterien angewendet:

Verwendung möglichst zeitgenössischer oder (im Verhältnis zu den geschilderten Ereignissen) zeitnaher Darstellungen, um radikale Brüche zu vermeiden.
Bevorzugter Einsatz von Abbildungen, die aus dem schulischen Bereich oder anderen Zusammenhängen weiten Kreisen bereits bekannt sind. So fanden Karikaturen wie der „Denkerclub“ (1832) oder Bilder wie Anton von Werners Darstellung der Kaiserproklamation im Spiegelsaal von Versailles (1871), die in kaum einem Schulbuch fehlen, eingang in die Wandzeitung. Dieses Vorgehen soll auch dem in historischen Fragen weniger versierten Besucher den Zugang erleichtern.
Die selbstverständliche Beachtung von Copyrightbestimmungen führte dazu, daß verstärkt Originale aus den eigenen Museumsbeständen und aus Privatbesitz verwendet wurden; die wenigen Vorlagen aus Büchern stammen aus Werken, die keinem urheberrechtlichen Schutz (mehr) unterliegen.
Ein vorläufiges Fazit
Ob sich das oben beschriebene Vorgehen bewährt hat, d. h. vor allem ob die Rastatter Wandzeitung vom Publikum angenommen wird, muß die Praxis zeigen. Erste Reaktionen von Besuchern der Ausstellung sowie die Nachfrage nach gedruckten Exemplaren der Wandzeitung deuten jedoch schon jetzt auf eine beachtliche Akzeptanz. Dabei ist gerade auch an kritische Stimmen zu denken, die die Darstellung von Einzelheiten hinterfragen, jedoch die Gesamtanlage des Mediums bisher durchweg begrüßten.

Problematisch wird für manchen Leser (und nicht zuletzt auch für den Bearbeiter selbst) der verkürzende, simplifizierende Charakter der Zeitungsmeldung bleiben, prekär der für Historiker ungewöhnliche Umgang mit den Quellen (wenn etwa Philipp Jakob Siebenpfeiffers Rede beim Hambacher Fest in Interviewform umgearbeitet wird). Schließlich wird, wie Friedrich Nietzsche es in anderem Zusammenhang ausdrückte, der verwöhnte Müßiggänger im Garten des Wissens immer auf die derben und anmutlosen Bedürfnisse und Nöte desjenigen herabblicken, der die Historie anders bearbeitet, der sie anders braucht und gebraucht als es z. B. im universitären Betrieb üblich ist. Und dennoch wäre mit der Rastatter Wandzeitung schon dann das erhoffte Ziel erreicht, wenn weiterhin Fragen oder Kritik an der Tendenz, Unausgewogenheit und Lückenhaftigkeit der Zeitung beim Besucher der Ausstellung evoziert werden.