Aufbruch in die Moderne. Deutsche Geschichte im europäischen

Die zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts ist geprägt durch eine außerordentliche gesellschaftliche, ökonomische und kulturelle Dynamik. Im Zeichen der Aufklärung wird Fortschritt zur umfassenden Deutungskategorie, die den modernen Mythos von der Machbarkeit der Welt entfaltet. Im europäischen Kontext prägt dieser Impuls auch das politische System in Gestalt diverser Aufsätze eines Reformabsolutismus, der in Deutschland zwei prominente Repräsentanten findet: Friedrich II. von Preußen und Maria Theresia.

Vielfach stelle sich in der Frühen Neuzeit das Problem, wie mit einem unfähigen, zum Tyrannen entarteten oder vom jeweils „wahren“ glauben abgefallenen Herrscher oder politischen Führer umzugehen sei. Nicht selten wurde dabei die radikalste Variante gewählt: die physische Beseitigung des Monarchen bzw. Machthabers. Besonders in der auf die Reformation folgende Krisenzeit der ständischen Monarchie in Westeuropa „florierte“ der politische Mord. In diesem Seminar sollen verschiedene Fallbeispiele zwischen der Mitte des 16. und dem ausgehenden 18. Jahrhundert betrachtet, ihre Gemeinsamkeiten und Unterschiede analysiert werden. Im besonderen wird es darum gehen, nach den zeitgenössischen Legitimationen von zunächst Widerstand gegen die herrschende Gewalt und in letzter Konsequenz den Königsmord zu fragen. Das Seminar rührt damit an die Grundfrage nicht nur der frühneuzeitlichen europäischen Geschichte nach der Legitimation und legitimen Ausübung von Macht und deren Infragestellung.
Von dieser Fragestellung ausgehend wird das Seminar einerseits in allgemeine Probleme und Horizonte der europäischen Frühneuzeit und der Frühneuzeitforschung einführen, ebenso wie andererseits in die Grundlagen der Geschichtswissenschaft und die Praxis historischen Arbeitens im Zeitalter des Niedergangs der deutschen Universität. Französische Sprachkenntnisse sind außerordentlich hilfreich.

Nachdem der Adel lange Zeit von der historischen Forschung eher vernachlässigt wurde, gilt ihm seit einigen Jahren wieder verstärktes Interesse. Eine der Leitfragen ist dabei die, ob das Phänomen sich tatsächlich als mehr oder weniger einheitlicher gesamteuropäischer Adelsstand begreifen lässt, oder ob es besser zu beschreiben ist als eine Vielzahl zahlreicher, unterschiedlich organisierter, fragmentierter und nur begrenzt kompatibler Adelslandschaften und –hierarchien. Was verband einen brandenburgischen Krautjunker mit einem venezianischen Patrizier oder einem französischen Fürsten? Diese Frage wird auch das Seminar in seiner Auseinandersetzung mit den verschiedenen Formen adeliger Existenz im frühneuzeitlichen Europa porno beschäftigen. Im einzelnen muss es also um die Erarbeitung dessen gehen, was Adel in seinen jeweiligen Kontexten ausmacht: Lebensformen und kulturelle Prägekraft, Besitzverhältnisse und politischen Verfassung.